Von der Steppe auf den Glockner
Nun ist es auch schon wieder fast ein Vierteljahrhundert her, seit ich meine erste
richtige Expedition gemacht habe. 1994 gelang mir mit dem 7495 m hohen Ismoil
Somoni – damals hieß er noch Pik Kommunizma – meine erste richtig hohe
Bergbesteigung. Die folgenden Jahre (oder besser gesagt Jahrzehnte!) bestimmten
vergletscherte Gipfel, ausgedehnte Wildniswanderungen und Kanutouren in den
nordischen Ländern mein Leben. Die Ausbeute dieser aufregenden Zeit kann sich
durchaus sehen lassen: viermal war ich an Achttausendern erfolgreich, eine
Neuroute am Nanga Parbat ist bislang noch nicht wiederholt worden. Die
Paddelkilometer, die ich in Kanada und Alaska gemacht habe, lassen sich nur in
Tausenderzahlen zusammenrechnen.
Und doch: einen Nachteil hatten diese zeitaufwändigen Projekte. Die heimatlichen
Berge blieben ein wenig auf der Strecke. Natürlich habe ich auch viele Gipfel der
Alpen bestiegen, aber es gibt nach wie vor Regionen, die ich kaum – bis gar nicht
kenne. Weil dafür einfach keine Zeit blieb. Und das ist schade. Aber dem ist
abzuhelfen! Und so werde ich meinen heurigen Herbsturlaub nicht an der Brücke
über den Eagle River im kanadischen Yukon – Territory, sondern in Apetlon am
burgenländischen Neusiedler See beginnen. Von dort werde ich auf den
Großglockner gehen. Also vom tiefsten Punkt Österreichs auf den höchsten Gipfel
der Heimat. Originellerweise könnte man daraus eine Art Triathlon machen. Im Kanu
über den Neusiedler See, mit dem Rad nach Mönichkirchen und weiter zu Fuß bis
auf den Großglockner. Die „Pannonische Hochalpentour“ ???
Den Verlauf stelle ich mir folgendermaßen vor:
Startpunkt ist der Markierungsstein in Apetlon, der anzeigt, dass diese Stelle
mit 114m der tiefste Punkt Österreichs ist. Dann geht es mit einem Paddelboot
über den Neusiedler See.
Weiter führt der Weg durch die Weinberge und die Bucklige Welt zu meinem
Hausberg, dem Wechsel. Da das Burgenland und die Bucklige Welt ein
Paradies für Radfahrer sind, fahre ich von Mörbisch bis Mönichkirchen mit
dem Mountain – Bike.
Nun wandere ich zu Fuß weiter. Von Mönichkirchen über den Hochwechsel
(1743m) zu den ersten richtigen Gipfeln: über das Stuhleck erreiche ich die
Veitsch, den Hochschwab, schließlich die Gesäuseberge und das Tote
Gebirge.
Mitte September komme ich zu meiner ersten wichtigen Zwischenstation: dem
Salzkammergut. Hier mache ich den 24 - Stunden Marsch mit der
Spitzenalpinistin Gerlinde Kaltenbrunner mit. Uns verbindet außer Bergsteigen
noch eine weitere gemeinsame Leidenschaft: die Entwicklungshilfe für unser
geliebtes Reiseland Nepal. Der Erlös dieser Extremwanderung kommt der
Nepalhilfe zugute.
Nun geht es über den Dachstein zu den lieblichen Seen der Niederen Tauern.
Hier möchte ich besonders viel Zeit verbringen, da mir große Teile dieser
wunderschönen Gegend noch völlig fremd sind. Schließlich erreiche ich das
Hochgebirge und habe mein Ziel am Hohen Sonnblick schon vor den Augen.
Über den Hochahrn klettere ich auf dem sehr langen, anspruchsvollen
„Klagenfurter Jubiläumsweg“ auf das Hochtor. Nun ist es nicht mehr weit bis
zur Salmhütte, dem Startpunkt der Glocknerbesteigung. Es wird mir eine Ehre
sein, meine kleine Freundin Hannah Katharina Sagarmatha (11 Jahre alt), die
Tochter meines abgestürzten Freundes Gerfried Göschl, auf den höchsten
Punkt Österreichs führen zu dürfen.
Start: 27.August 2017
Dauer der Tour: Ich habe 5 Wochen Zeit und gehe solange,
bis ich dort bin. Aber so in etwa 30 Tage wird die Tour dauern.
Länge der Strecke: die ergibt sich aus der Routenwahl. Und die wird erst vor Ort
entschieden. Außer dem Salzkammergut und dem Glockner gibt es keine wirklichen
Fixpunkte auf der Tour. Ich gehe dorthin, wohin mich das Auge führt. Aber es werden
sicher mehr als 500 Kilometer sein. Gerne können mich Freunde und
Bergkameraden auf Teilstrecken begleiten – nicht aber auf der gesamten Strecke.
Ich freue mich schon darauf, einige Tage ganz für mich alleine unterwegs zu sein.
Durchführung: so spartanisch wie möglich. Ich habe ein 1 – Mann Zelt und einen
Schlafsack dabei, was campieren im freien Gelände erlaubt. Verpflegen werde ich
mich in Schutzhäusern, bei Bergbauern oder auf Almhütten. Eine Extremwanderung,
wie ich sie mir schon seit vielen Jahren wünsche!